Die HALLE FÜR KUNST Steiermark ist eines der innovativsten Ausstellungshäuser für Gegenwartskunst in Österreich und der umliegenden Region. Die herausragende modernistische Pavillionarchitektur aus den frühen 1950er Jahren wurde als einer der ersten White Cubes in Österreich gebaut, in dem über die Jahre hinweg in thematischen Gruppenausstellungen herausragende künstlerische Positionen gezeigt wurden wie beispielsweise Cosey Fanny Tutti, Ulrike Oettinger, Rosemarie Trockel, Tom Burr, Adrian Piper, Julia Scher, Josef Bauer und Bruno Gironcoli.
Im Zusammenspiel mit der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum war das Haus über Jahrzehnte Standort der legendären Drei-Länder-Biennale Trigon, die zu Zeiten des Kalten Krieges eine wesentliche Plattform des kulturellen Austausches war und damit früh eine Verbindung zu zahlreichen Künstler_innen des Süd-Osteuropäischen Raum aufbaute, wie Marina Abramović/Ulaj, Sanja Ivecović, Mangelos, Gianni Colombo, Luciano Fabro, Luigi Ontani.
Als in den 80er Jahren u.a. durch Martin Kippenberger und Jörg Schlick eine direkte Verbindung zwischen der Grazer und Kölner Kunstszene bestand wurde beispielsweise auch eine wegweisende Einzelausstellung von Albert Oehlen und dann später zu Beginn der 2000er Jahre die erste österreichische institutionelle Einzelausstellung von Cosima von Bonin im Pavillion gezeigt.
2013 übernahm der Kunstverein Medienturm unter der künstlerischen Leitung von Sandro Droschl schließlich das davor generalsanierte Haus, um es unter dem Namen Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien als eigenständige Institution zu etablieren. Das anspruchsvoll und umfangreich realisierte Programm ist hier einsehbar: www.km‑k.at.
Unter der gleichen Führung aber einer institutionellen Reorganisation freut sich das neue Team die HALLE FÜR KUNST Steiermark präsentieren zu können.
Im Heute als auch zuvor widmet sich das Ausstellungshaus der Präsentation von zeitgenössischer, gesellschaftsrelevanter Kunstproduktion im internationalen Kontext, wobei die sorgsam präsentierte Kunst hier auch bewusst für sich stehen und sprechen soll. Gleichzeitig nimmt die Aufmerksamkeit für die lokale Kunstproduktion maßgeblich auf das künstlerische Programm Einfluss. Durch diese unterschiedlichen Perspektiven positioniert sich die HALLE FÜR KUNST Steiermark als progressives Haus, das das Internationale nicht außerhalb des lokalen Kontextes und vice versa denken kann. Durch unterschiedliche Formate wie Einzel- und thematische Gruppenausstellungen, Performances und Residencies möchte das kuratorische Team unmittelbar auf die vielfältigen Ausdrucksmittel heutiger künstlerischer Produktion reagieren und ein offener Ort für die Resonanz von aktuell relevanten Diskussionen sein.
Dabei bieten die wunderbare Architektur und die umliegende Parkanlage einen einzigartigen Rahmen für ein solches Programm. Diesem physischen Raum gegenüberstehend ist die neue Website der HALLE FÜR KUNST Steiermark als eine divers bespielbare Plattform eingerichtet, die die unterschiedlichen Schwerpunkte und künstlerischen Produktionen reflektiert und nach Außen trägt. Diesem Schritt der Öffnung folgend ist es der Institution ein großes Anliegen Gegenwartskunst für alle Mitglieder der Gesellschaft zugänglich zu machen, sodass der Eintritt zu den Ausstellungen frei ist und ein vielseitiges Vermittlungsangebot zur Verfügung steht.
Komm! ins Offene, Freund!
— Friedrich Hölderlin, Der Gang aufs Land. An Landauer, 1800/01
Ausstellungen 2022:
Larry Achiampong, Ayo Akingbade, Aram Bartholl, Camille Blatrix, Oscar Enberg, Vera Frenkel, Nigel Gavus & İlkin Beste Çırak, Antony Gormley, Mona Hatoum, Kaarel Kurismaa, Nicola L., Bertrand Lavier, Olu Ogunnaike, Laura Põld, Bruno Zhu
14.12.2021–20.2.2022
Der österreichisch-amerikanische Psychologe Ernest Dichter verfasste 1960 die Publikation The Strategy of Desire, in der er seine wichtigsten Ideen zur Entwicklung der Markt- und Motivforschung niederlegte. Auf Basis der Freud’schen Psychoanalyse entwickelte Dichter Methoden, die er auch als „Kunst der Einflussnahme” bezeichnete um das Verlangen nach neuen Waren stetig zu steigern. Im Zentrum seines Denkens liegt die Annahme, dass der Mensch Entscheidungen auf Basis von Emotionen und nicht auf Grund von rationalen Überlegungen trifft.
Die großangelegte Gruppenausstellung Domestic Drama stellt einen Versuch dar, diesen von Dichter beschriebenen „Seelen“, die vermeintlich in unseren Alltagsgegenständen schlummern, nachzuspüren und sie heraufzubeschwören. Als Schauplatz dieser Suche dient ein Ort, der in hohem Maß durch Emotionen geprägt ist: das „Zuhause”. An kaum einem anderen Schauplatz als in den eigenen vier Wänden offenbaren sich sonst oft nicht immer unmittelbar fassbare aber wesentliche Kategorien wie unsere soziale, ökonomische, ethnische und geschlechtliche Zugehörigkeit. Wohnen an und für sich kann unmittelbar über gesellschaftliche Zugehörigkeit und Teilhabe bestimmen, nämlich genau dann, wenn jenes Grundbedürfnis nicht erfüllbar oder prekär ist.
Domestic Drama stellt einen Versuch dar Alltagsobjekte nicht als Werkzeuge und Objekte des Gebrauchs zu verstehen, sondern als Repräsentanten von eben diesen Konflikten, aber auch Wünschen und Verlangen, die unsere Identitäten prägen. Entgegen einer rein didaktisch-analytischen Annäherung an das Thema möchte die Ausstellung unmittelbar durch unterschiedliche ästhetische und konzeptionelle Strategien einen physischen wie psychologischen Raum schaffen, in dem die oben beschriebenen Prozesse und Mechanismen erfahrbar gemacht werden.
Stano Filko A Retrospective
19.3.–5.6.2022
Mit Unterstützung der Slovak National Gallery und der Linea Collection, Bratislava
Mit der lange vorbereiteten Retrospektive des slowakischen Künstlers Stano Filko wirft die HALLE FÜR KUNST Steiermark einen frischen Blick auf dieses nachhaltig wirksame, utopische Werk. Mit großzügigen Leihgaben der Slovak National Gallery und der Linea Collection, Bratislava beleuchtet die Ausstellung die Bedeutung dieser herausragenden künstlerischen Position und deren progressiven Gesellschaftsentwurf für die heutigen – weniger visionären – Zeiten.
Unter Mitwirkung von Lucia Gregorová Stach, Patricia Grzonka, Christian Höller, Hans Ulrich Obrist, Boris Ondreička, Jan Verwoert/Søren Grammel u.a. wird das Projekt von einem umfangreichen Rahmen- und Vermittlungsprogramm sowie einer detaillierten Publikation begleitet.
25.6.–4.9.2022
Die visuelle Sprache von Anita Leisz‘ Skulpturen, Objekten und Installationen changiert zwischen Anklängen aus der Minimal Art, der gegenstandslosen Malerei und des Industrialismus. Leisz setzt auf eher zurückhaltende Materialien, kalte Farben und Formen. Baumaterialien wie verschiedene Formen von Faserplatten, Metalle oder Bleche werden in mehreren Schritten aufbereitet und in Bezug zu Räumen und Betrachter_innen gebracht.
Das Ausstellungsprojekt wird im Nachklang des Würdigungspreises für Bildende Kunst des Landes Steiermark, den die Künstlerin 2020 zugesprochen bekam, ausgerichtet. Für die Ausstellung wird Anita Leisz eine Neuproduktion realisieren.
Yalda Afsah setzt sich in ihren filmischen Arbeiten mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier auseinander. Die HALLE FÜR KUNST Steiermark präsentiert gemeinsam mit dem Kunstverein München mit Every word was once an animal ihre erste institutionelle Einzelausstellung, die Arbeiten aus über fünf Jahren umfasst. Darin stehen Fragen von Macht, Fürsorge und Kontrolle in Bezug auf verschiedene Formen von Domestizierung im Zentrum. Anhand von drei Beispielen – dem Stierkampf, der Pferdedressur und der Taubenflugkunst – nimmt sie die oftmals verschwommenen Grenzen zwischen Pflege, Zuwendung und Identifikation mit Tieren auf der einen, und Disziplin, Unterwerfung und menschlicher Dominanz auf der anderen Seite in den Blick.
Every word was once an animal wurde vom Kunstverein München initiiert, wo die Ausstellung von 15. Jänner bis zum 3. April 2022 zu sehen ist, und wird in Kooperation mit der HALLE FÜR KUNST Steiermark realisiert.
Performance 2022:
Performance
25.2. - 26.2. 2022
Koproduktion: Performance Space, New York
25.2., 19:00 Uhr & 26.2., 19:00 Uhr
Anmeldung: info@halle-fuer-kunst.at
Mit Dia Dear, Bully Fae Collins, Colin Self, Mica Sigourney, Vera de Vienne, Geo Wyeth
Die HALLE FÜR KUNST Steiermark freut sich in Zusammenarbeit mit dem Performance Space, New York, das experimentelle Opernstück Tip the Ivy (2022) des/der amerikanischen nicht-binären Komponisten/in und Künstler/in Colin Self (*1987 Aloha, USA) zu präsentieren. Zwischen Performance, Partizipation, Forschung und Aktivismus angesiedelt, reagiert Self stets auf die lokalen und sozialen Gegebenheiten der Produktionsstätten vorort. Tip the Ivy umfasst so nicht nur ein performatives Stück, sondern ist gleichsam Rechercheprojekt, das sich mit Verschlüsselung von Information durch eine queere Perspektive auseinandersetzt.
Colin Self war 2021 Artist-in-Residence an der HALLE FÜR KUNST. Tip the Ivy wurde von der HALLE FÜR KUNSTSteiermark initiiert und vom Performance Space, New York mitproduziert. Die Performance wird im Mai 2022 im Performance Space gezeigt.
Performance
11.6. & 12.6., 18 bis 24 Uhr
Mit Dylan Kerr
Die HALLE FÜR KUNST Steiermark freut sich das Sceerening mit Perfomance-Elementen Fucking Hardcore Self-Divinization Weekender (2022) eine Zusammenarbeit zwischen Omsk Social Club und Alexander Iezzi zu präsentieren. Als radikales Experiment an der Schnittstelle von Kunst, Politik und Leben wurde Omsk Social Club auch als „Empathie-Trainingslager“ bezeichnet.
Für die Präsentation im Rahmen der Reihe Give Rise To werden diese Aufnahmen für die immersive Installation zusammengeführt. Um die Installation zu aktivieren reist eine der Charaktere aus dem Rollenspiel nach Graz um als „Gate Keeper“, also als eine Art Pförtner, die „Tore“ zu Fucking Hardcore Self-Divinization Weekender zu öffnen. Der Einlass in den Kosmos der Arbeit wird durch eine Gesangsdarbietung für das Publikum initiiert, die alle zwei Stunden zwischen 18 und 24 Uhr stattfinden soll.
Di - So 11:00 - 18:00
Mo geschlossen
Feier Eintritt
Burgring 2
8010 Graz, Austria
Beginn Opernring
Versammlungsplatz Reisebusse
In der Nähe (3min zu Fuß): Stadtpark, Dompfarre Graz, Freiheitsplatz mit Schauspielhaus, Opernhaus Graz, Glockenspielplatz
Graz ist schnell vorgestellt: Genuss Hauptstadt, Stadt der roten Dächer, Stadt des Uhrturmes mit seiner abwechslungsreichen Geschichte. Barocke Bauten, idyllische Innenhöfe und futuristische Kunst wie das Kunsthaus an der Mur und die Murinsel mit dem Café direkt im Hauptfluss der Steiermark. Hier trifft Kunst auf Kultur, südliches Flair auf moderne Lebensart, Genuss auf Erlebnis – Graz heißt Sie herzlich willkommen.
Zeitgenössische Kunst ist vielschichtig und lädt zu offenen Interpretationen ein. Die HALLE FÜR KUNST Steiermark gestaltet ein buntes Kommunikationsangebot, welches auf unterschiedlichen Ebenen zum Sehen und Phantasieren über die Kunst anregt. Dafür bieten wir geführte Rundgänge und weitere Vermittlungsformate an, um gemeinsam die Ausstellungen zu besuchen. Im Vordergrund steht die Freude an der Kunst und die Lust sich darüber näher zu informieren und auszutauschen.
Ziel dieses Angebots ist es mit den Besucher_innen in einen Dialog zu treten, um in anregender Atmosphäre in einen offenen Austausch mit den Werken und ihren Themenstellungen zu treten. Gelingt dies, kann Kunst sowohl neue als auch ungewöhnliche Verbindungen zwischen den Dingen offenbaren und einen frischen Blick auf den Alltag und weit darüber hinaus werfen.
Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass sie uns für die Wahrnehmung von Verbindungen, sowohl in den Werken als auch in der Welt sensibilisiert.
Gute Kunst hat vielmehr mit einer nicht reduzierbaren Komplexität und mit nicht-eindimensionalen, sondern mehrdimensionalen und vielschichtigen Beziehungen zu tun.
- Ralph Rugoff
HALLE FÜR KUNST Steiermark
Burgring 2